Last Updated on 20. Dezember 2019 by Waltraud Seidel
Lohnungleichheiten der Geschlechter und ihre Auswirkungen.
Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein gesellschaftlich und wirtschaftlich brisantes Thema.
Gerade in Sachen Entlohnung für die Arbeit stehen Frauen den Männern immer noch weit hinterher.
Dieser Zustand des Ungleichgewichts in der Bezahlung institutioneller Arbeit ist der sogenannte „Gender Pay Gap“ (Geschlechtsspezifisches Lohngefälle).
Unterschied von „bereinigter“ und „unbereinigter“ Lohnlücke.
Oft wird argumentiert, Frauen seien nur deshalb schlechter bezahlt, da sie sich weniger gut bezahlte Berufe (beispielsweise im sozialen Bereich) aussuchen.
Doch die nachfolgenden Graphiken zeigen, dass Frauen auch in den MINT-Berufen („MINT“ ist die Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) für die gleiche Arbeit weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen.
In Deutschland beträgt der bereinigte Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern 6 Prozent, der unbereinigte Wert liegt sogar bei 21 Prozent.
Dieser Wert ist seit einigen Jahren so gut wie unverändert.
Der Equal Pay Day markiert symbolisch diese geschlechtsspezifische Lohnlücke.
Umgerechnet ergeben sich daraus nämlich 77 Tage, die Frauen 2019 umsonst arbeiten.
Wo in Europa ist der Gender Pay Gap im Mint-Sektor am geringsten?
Wie schneidet Deutschland ab?
Der Preis fürs Mutterwerden
Betrachtet man die genauen Gründe für die zum Teil immensen Unterschiede im Gehalt, wird schnell deutlich, dass Frauen in der Regel deshalb ökonomischen Benachteiligungen ausgesetzt sind, weil sie (potentielle) Mütter sind:
„Eine wichtige Ursache [des Gender-Pay-Gaps] sind die familienbedingten Erwerbsunterbrechungen, die fast nur Frauen betreffen.
Auch lange Zeiten von Teilzeit-Erwerbstätigkeit haben negative Auswirkungen auf die Stundenlöhne“, so Dr. Katharina Wrohlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Während der Mann nach der Geburt eines Kindes weiter der institutionellen bezahlten Arbeit nachgeht, verrichtet die Frau den Großteil der reproduktiven, unbezahlten, sogenannten „Care-Arbeit“.
Wenn die Gehaltsentwicklungskurve bis dahin bei beiden Geschlechtern so gut wie identisch verlief, so ist nach der Geburt des ersten Kindes zu beobachten, dass das Gehalt von Frauen einen Einbruch von bis zu 30 Prozent ausweist.
Auch nach erneuter Aufnahme der Erwerbstätigkeit stagniert das Gehalt.
Männer hingegen weisen weiterhin dieselbe Gehaltsentwicklung auf. Dieser Tatbestand wird auch „Child Penalty“ genannt, quasi eine „Abstrafung“ fürs Mutterwerden.
Konsequenz Altersarmut
Genau diese Gründe wie höhere Erwerbslosigkeit, geringerer Verdienst und Rentenfehlzeiten durch Babypause und Kindererziehungszeiten führen zu oftmals erheblich weniger Rentenansprüchen.
Als Grund dafür, dass Frauen die Berufstätigkeit aufgegeben haben, oder nur noch Teilzeit arbeiten wollten, wird oftmals das in den 50igern Jahren eingeführte Ehegattensplitting genannt.
Der Steuersatz steigt bei unverheirateten Personen im Vergleich zum Einkommen überproportional an. Bei verheirateten Paaren werden die Gehälter jedoch nicht separat versteuert. Der Verdienst beider Partner wird zusammengenommen, durch beide geteilt und auf diese Weise versteuert. Das wiederum hat eine geringere Steuerlast für das Paar zur Folge. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist es somit die logische Konsequenz, dass der Geringverdiener zu Hause bleibt und die Care-Arbeitet leistet. Das Ehegattensplitting wirkt also wie eine Einkommensersatzleistung, die den Berufsausstieg von Frauen fördert und Negativanreize für ihre Erwerbstätigkeit setzt.
Eine effektive und nachhaltige Familienpolitik sollte Paare mit Kindern allerdings fördern – und das auch dann, wenn das Paar keines mehr ist.
Im Fall einer Scheidung stehen nämlich Frauen seit der Unterhaltsrechtsreform oft unversorgt da.
Auf jeden Fall führt diese Lohnlücke letztendlich in Konsequenz zur Rentenlücke und damit ist der Weg in die Altersarmut vorprogrammiert.
Der sogenannte Gender Pensions Gap, also der finanzielle Unterschied zwischen Männern und Frauen bei der Rente, ist deutlich höher als der Gender Pay Gap, also die geschlechtsspezifische Lücke beim Arbeitslohn.
In Deutschland beträgt dieser satte 53 Prozent.
Auf diese Ungleichheit macht am 18. März der Equal Pay Day aufmerksam:
An diesem Tag erreichen Frauen das Jahreseinkommen von Männern.
Ein vergleichbarer Tag für Einkünfte im Ruhestand wäre erst im Juni.
Interessanter Artikel zum Thema Altersarmut
Wege aus der Gender Pay Gap und vor allem der „Child Penalty“ – Falle
Die Digitalisierung eröffnet Frauen gute Chancen sich auf dem technischen Arbeitsmarkt zu etablieren.
Arbeitszeiten können flexibel und ortsungebunden gestaltet werden.
Die Möglichkeit im Home-Office arbeiten zu können, ist ein großer Fortschritt.
Wenn möglich sollten Unternehmen betriebseigene Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie zeitgemäße Arbeitszeitmodelle anbieten.
Information Internationaler Frauentag | 2019
Wo sind Frauen auf dem langen Weg zur Gleichstellung?
Schauen wir uns einige Daten an:
- Frauen haben nur 24% der Sitze im Parlament
- Frauen führen nur 13 von 195 Ländern an
- Frauen besitzen weltweit 15% der Sitze im Vorstand
- Frauen drehten nur 4% der Filme mit den höchsten Einnahmen
- Frauen erhielten nur 15% der wissenschaftlichen Preise
- Frauen werden weltweit um 23% weniger bezahlt
Bei diesem Tempo wird die Schließung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles weitere 200 Jahre dauern.
Quellenangabe der Info- Grafiken in diesem Blog-Beitrag:
Gender Pay Gap in MINT-Berufen – eine Infografik von RS Components
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Agentur Peak Ace AG entstanden.